Während uns der beliebte Science-Fiction-Autor Horst Hoffmann im ersten Teil des Interviews von seinen Anfängen als Autor und seinem schrittweisen Aufstieg bei Pabel vom „Terra Astra“-Autor zum „Perry Rhodan“-Stammautor und Redakteur berichtet hat, widmet sich der zweite Teil des Interviews seiner Arbeit an der Hörspielserie „Jan Tenner“, die vor kurzem zum zweiten Mal wiederauferstanden ist. Außerdem erzählt uns Horst Hoffmann, welchen besonderen Stellenwert sein neuester Roman „Und Feuer wird fallen“ innerhalb seines schriftstellerischen Schaffens einnimmt.
BLITZ: Anfang der 1980er schriebst du aber bereits für die Hörspielserie „Jan Tenner“?
Hoffmann: Dafür schrieb ich auch schon während meiner Zeit als Redakteur bei Pabel, auch wenn ich es eigentlich nicht durfte. Da habe ich auch ganz gut verdient: Jan Tenner war der absolute Renner.
BLITZ: Du kamst zur Serie durch einen Autorenkollegen, H. G. Franciskowsky!?
Hoffmann: Genau, er rief irgendwann an und fragte, ob ich nicht Lust hätte, für „Jan Tenner“ zu schreiben. Lust hatte ich schon, aber keine Erfahrung als Hörspielautor. Hans hat mir kurz erklärt, worum es bei der Serie geht und gesagt, dass er dem Verlag in Berlin meine Nummer gibt. Er selbst hatte zuviel zu tun mit den Hörspielen, die er für Europa schrieb, und natürlich mit seiner Arbeit für „Perry Rhodan“. Kurz darauf kam der Anruf aus Berlin: Herr Blatz, der Chef des Unternehmens, das damals noch „Hör und Lies“ hieß. Ich sagte, ich würde das gerne tun und die Thematik würde mir sicher auch liegen, aber ich hätte noch nie ein Hörspiel geschrieben. Er sagte: „Nehmen Sie einen Flieger und kommen Sie nach Berlin, dann wird Ihnen Frau Buschenhagen (das war die Redakteurin und geistige Mutter von Benjamin Blümchen) alles erklären.“

Frau Buschenhagen hatte viel Geduld mit mir, mir musste ja die Entwicklung vom geschriebenen zum gesprochenen Text gelingen. Bis auf die Erzählerparts muss im Hörspiel alles alleine durch die Dialoge erzählt werden. Naja, irgendwann hatte ich es drauf und erkannte, dass die bisher erschienenen Folgen zwar sehr gut und spannend waren, aber mit jeweils abgeschlossener Handlung. Weil ich ja die Erfahrung mit den Heftromanserien hatte, habe ich erstmal einen Bösewicht geschaffen, der sich wie ein roter Faden durch die Folgen zieht, wie es auch bei jeder Fernsehserie gemacht wird. Ich habe dann immer einen Dreierblock Exposes geschrieben und durfte anschließend nach Berlin kommen, um mit den beiden in den besten Restaurants darüber zu sprechen. Da saß dann schon mal Harald Juhnke mit seiner Frau am Nachbartisch. Bei diesen Treffen steuerte jeder seine Ideen bei, Herr Blatz, Frau Buschenhagen und ich und wenn ich dann wieder zurückflog, hatte ich mir noch vor der Landung in Köln die ganzen Eckdaten notiert. Das war eine klasse Zusammenarbeit.
BLITZ: Prof. Zweistein ist also als wiederkehrender Bösewicht eine Kreation von dir?
Hoffmann: Ja, die Figur lebte aber auch von seiner genialen Stimme. Es kam eines zum anderen: Die Leonen, der Silbervogel und, was bei den Hörern sehr gut ankam, der Zyklus rund um den Planeten der Tausend Wunder und auch später das Dunkle Imperium und Seytania. Doch irgendwann hat sich der Verlag von seinem alten Vertrieb getrennt und wollte einen eigenen Vertrieb aufbauen. Da ging der Verkauf rapide runter.
BLITZ: Wie kam es nun im letzten Jahr zur Rückkehr von „Jan Tenner“?
Hoffmann: Simeon Hrissomalis kam auf mich zu. Er war kein Unbekannter im Hörspielgeschäft, produzierte u. a. schon „Larry Brent“-Hörspiele. Er rief mich an und hat mir seine Vorstellungen erläutert und die ersten sechs Folgen erst mal skizziert. Auch in der Handlung sind dreißig Jahre vergangen. Man hört ja auch Lutz Riedel, der Stimme von „Jan Tenner“, an, dass er älter geworden ist. Und Simeon hatte die geniale Idee mit der Figur des Sohnes, der nun den Heldenpart einnimmt. Und dass außerdem Tanja zurückkommt, da sind die Fans in den Foren ja fast an die Decke gegangen, obwohl die ja nur in drei Folgen der alten Serie mitgespielt hat.
BLITZ: Aber es gab doch zwischendurch schon mal einen Versuch, die Serie zurückzubringen?
Hoffmann: Ach ja, im Jahr 2000, diese „Neue Dimension“. Das war Quatsch. Herr Blatz und Frau Buschenhagen haben mich damals in Bergheim besucht. „Jan Tenner“ war im Internet immer noch Thema und die beiden meinten, man solle es nochmal probieren, allerdings auf das Publikum der damaligen Zeit ausgerichtet, mit Computern etc., und ich sagte, das ist nicht mein Ding, davon habe ich keine Ahnung. Herr Blatz sagte, das wird schon, und kam mit einem Honorarvorschlag, dass ich wirklich in die Klapse gehört hätte, wenn ich den nicht angenommen hätte. Ich habe 11 Folgen geschrieben, aber es war nicht mehr der alte „Jan Tenner“, bis hin zu neuen Sprechern. Da kam bei nie das richtige Jan Tenner-Gefühl auf, das bei der aktuellen Reihe sofort wieder da war. Simeon ist ein so lieber Kerl und es ist einfach bewundernswert, dass er das verlegerische Risiko auf sich genommen hat und dass er Lutz Riedel und seine Frau Marianne Groß gewinnen konnte, wieder mitzumachen.
BLITZ: Hast du eigentlich schon die gesprochene Dialoge im Hinterkopf, während du ein Dialogbuch für „Jan Tenner“ schreibst?
Hoffmann: Ja, bestes Beispiel ist General Forbett, mit seinen typischen Ausdrücken wie „heiliges Kanonenrohr“. Wenn ich für ihn schreibe, höre ich ihn sprechen, in seiner Stimme und wie er sich ausdrückt. Prof. Futura redet in einer sehr bedächtigen Art und General Forbett ist so ein bisschen polternd. Das habe ich beim Schreiben im Kopf und sehe auch die Figuren vor mir. Die Dialoge entwickeln sich dann, als würde sie mir jemand einflüstern.
BLITZ: Wie kam es denn zur Deiner Arbeit für den BLITZ-Verlag, an Serien wie „Titan“ oder „Stargate“?

Hoffmann: Wie gesagt bin ich 1974 zum SFCD gestoßen und habe Uwe Anton kennengelernt. Jeder, der etwas auf sich hielt, hat damals sein eigenes Fanzine gemacht. Meines hieß „Watchtower“, woraufhin man mich abwechselnd nach meinem Verstand und nach den Zeugen Jehovas gefragt hat. Es war Deutschlands satirisches Science-Fiction-Magazin. Die ersten beiden Nummern habe ich noch selbst gedruckt, da war ich aber mit dem Druckbild nicht zufrieden. Jörg Kaegelmann war damals der, der in Fankreisen alles gedruckt hat, preiswert und sauber. Wir haben uns dann mal im Kölner Hauptbahnhof getroffen, ich habe ihm die Vorlagen mitgebracht und so haben wir uns kennengelernt. Bis Jörg den BLITZ-Verlag gegründet hat, hat es natürlich noch etwas gedauert, aber er ist dann auf mich zugekommen und ich habe für „Stargate“ und „Titan“ bzw. „Promet“ geschrieben. Ein Roman, der zu dieser Zeit entstanden ist, wurde noch nicht veröffentlicht, der kommt aber noch raus.
BLITZ: In diesem Frühjahr erscheint nun dein Roman „Und Feuer wird fallen“ bei unserem Imprint „Rocket Books“. Der Klappentext klingt nach einer stark in der Realität verankerten Geschichte. Ist dieser Roman also keine Science Fiction?
Hoffmann: Ich würde ihn einen Mystery-Thriller nennen. Zur Hälfte geht es um meine reale Jugend, aus der Zeit, als die ersten Discos hier auf dem Land aufgemacht und Jimi Hendrix, die Beatles und die Stones gespielt haben. Es geht um meine damalige reale Clique, wenn auch etwas dramaturgisch verdichtet, und meinen wunderbaren Freund Axel, der sich 1983 den Goldenen Schuss gesetzt hat. Das war damals sehr schlimm für mich und nach einiger Zeit kam mir die Idee: Der ist gar nicht gestorben. Und darum geht es im Roman, ich mache mich mit Axels Schwester auf die Suche, um herauszufinden, was wirklich mit Axel passiert ist und wir finden zusammen heraus, dass etwas Ungeheuerliches die Welt bedroht.
BLITZ: Klingt spannend. Wir freuen uns auf „Und Feuer wird fallen“. Vielen Dank für das Gespräch!
„Und Feuer wird fallen“ ist im Shop des BLITZ-Verlags erhältlich.