„Bei den Aufnahmen habe ich mir gedacht, das könntest Du eigentlich auch machen“ | Teil 2 eines Interviews mit Hörspielmacher Markus Winter

Im ersten Teil unseres Interviews mit Hörspielmacher Markus Winter haben wir erfahren, wie aus einem Roman ein Hörspiel wird. Im zweiten Teil erzählt Winter von seinen Anfängen als Hörspielmacher, von der Gründung seines Labels Winterzeit Audiobooks und der Arbeit an seiner neuen Reihe „Lovecraft – Chroniken des Grauens“, die im Herbst startet …

BLITZ: Deine Anfänge im Hörspielbereich hast Du damals bei der kurzlebigen Drei ???-Ersatzreihe „Die Dr3i“ gehabt?

Winter: Ich habe das Skript für die letzte Folge geschrieben, „Der Jahrhundertstein“. Schon vorher hatte ich ein Tonstudio gehabt, aber nur für Musik. Nebenbei habe ich aber auch schon immer etwas geschrieben, Kurzgeschichten u. a. bei Bastei veröffentlicht. Dann habe ich für „Die Dr3i“ zum ersten Mal ein Hörspielskript verfasst und war anschließend zu den Aufnahmen eingeladen worden und das fand ich ganz toll, mal zu sehen, wie das so geht. Und da habe ich mir gedacht, das könntest Du eigentlich auch machen. Das Studio hast Du ja schon. Als erstes habe ich eine Serie gemacht, die ich selbst geschrieben habe, mit dem Namen „Traumwandler“, das war aber noch für ein anderes Label. Und dann bin ich bei „Romantruhe Audio“ gelandet. Für die habe ich dann einige Zeit sehr viel gemacht.

BLITZ: „Sherlock Holmes & Co.“ zum Beispiel.

Winter: Genau. Und diese Geisterschocker-Serie habe ich über 30 Folgen lang alleine gemacht. Drehbuch, Regie, Schnitt und die komplette Musik.

BLITZ: Wie kam dann die Entscheidung auf, Dein eigenes Label zu gründen? Wolltest Du mehr kreative Freiheit haben?

Winter: Ich hatte immer so das Gefühl, man gibt das fertige Hörspiel ab und hat dann nichts mehr davon. Man hat einen Festbetrag bekommen für ein Skript oder eine Abmischung und das gibt einem auf der einen Seite Sicherheit, aber dann hast Du diese Summe einmal bekommen und die Romantruhe kann das 100 Jahre lang verkaufen. Und dann habe ich mir irgendwann gedacht: Wenn ich das selber mache, gehört alles mir. Man hat natürlich auch mehr Risiko, denn wenn es in die Hose geht, dann zahlst Du drauf. Im Nachhinein betrachtet hat es sich aber gelohnt. Doch es war schon ein Sprung. Aber genau, ich kann jetzt mehr machen, was ich will.

BLITZ: Und woher kam der Name Deines Labels, Winterzeit?

Winter: Den gab es schon, den hatte ich schon vorher, für das Musikstudio. Ich mache ja auch Musik, früher habe ich in zwei Bands gespielt. Zu der Zeit hatte ich mal eine Platte machen wollen, die hieß „Zeit“. Und ich heiße ja „Winter“. Und damals war eine Phase, da haben alle Interpreten ihren Vornamen verloren. Dann stand da nur noch „Grönemeyer“ statt „Herbert Grönemeyer“. Und bei mir stand nur „Winter“ und „Zeit“. Die Platte habe ich aber nie gemacht, nur das Demo, hatte aber schon den Coverentwurf. Ein Grafiker hatte dieses Logo schon angefertigt, „Winterzeit“, für meine Platte, das fand ich cool. Dann habe ich kurze Zeit später das Label gegründet, damals noch für Musik. Und da ich das teure Logo schon bezahlt hatte, dachte ich, das nehme ich jetzt. Als wir dann Hörbücher gemacht habe, habe ich einfach nur Audiobooks darunter geschrieben, früher hieß es „Winterzeit Tonträger“.

BLITZ: Für die nähere Zukunft planst Du nun eine Lovecraft-Reihe, die sich klassischer Werke des Autors, aber auch teilweise der Bücher aus dem BLITZ-Verlag als Vorlage bedient.

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Cover zur ersten Folge von Markus Winters neuer Lovecraft-Reihe, die im Herbst startet.

Winter: Ja, aber die BLITZ-Titel kommen erst später dran, ich fang mit den Originalen an und schaue erst mal: Verkauft es sich, verkauft es sich nicht. Im Grunde schreibe ich eine ganz eigene Geschichte: Ich schreibe eine Rahmenhandlung, die ich mir selbst ausdenke, und innerhalb dieser Rahmenhandlung erzählt dann die Hauptperson, das ist Lovecraft selbst, immer verschiedene Sachen aus seinem Leben. Das sind dann die Originalgeschichten oder die Abenteuer aus den Büchern. 60% machen dann meine Rahmenhandlung aus und 40% die Geschichten, die ich einfüge. Die erste Staffel besteht aber erst mal nur aus den Originalen.

BLITZ: Der feste Protagonist, also Lovecraft, wird dann das einzige wiederkehrende Moment sein?

Winter: Genau. Der heißt allerdings nicht Lovecraft, der heißt Carter, aber es ist Lovecraft, das wird der findige Lovecraft-Fan schnell merken.

BLITZ: Und das geht dann im Herbst los?

Winter: Ich hoffe es. Im Moment schreibe ich noch. Ich will das natürlich auch gut und schön machen und korrigiere viel herum. Aufgenommen ist zur Zeit noch nichts, also könnte Herbst ein bisschen knapp werden, aber ich versuch’s.

BLITZ: Hast Du schon jemanden für die Rolle des Carter gefunden?

Winter: Noch nicht. Ich habe zwei, drei Leute im Hinterkopf, aber die müssen ja auch Interesse haben und ich kann denen das Skript ja noch nicht schicken, da es noch nicht fertig ist.

BLITZ: Vielen Dank für das Gespräch!

Die Hörspiele von WinterZeit Audiobooks können über den Online-Shop des Labels bestellt werden.

Beitragsbild: Ausschnitt aus dem Cover zum Hörspiel „Sherlock Holmes Chronicles – Der Artillerist im Ruhestand“, Künstler: Mark Freier.